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Mythen und Sagen in der Pflege

Veröffentlicht am 31. Oktober 2023 um 00:06

TRIGGERWARNUNG: Geht es dir mit dem folgenden Thema NICHT gut, bitte ich dich davon abzusehen diesen Artikel zu lesen. Wir befinden uns im sensiblen Bereich der unter Umständen auch Ängste und Panik auslösen kann. 

Passend zu Halloween und als meinen ersten Eintrag dieses Blogs, habe ich etwas lockeres und doch sehr gruseliges als Thema ausgewählt: Mythen und Sagen in der Pflege.

Das gibt's?! Und das nicht wenig. Auf die verbreitesten werde ich hier eingehen. Zu ein paar Mythen werde ich auch meine persönlichen Erlebnisse mit euch teilen. Pssst, es wird gruselig! 

 

Der erste Mythos der mir in der Pflege begegnet ist, war tatsächlich verbunden mit meiner ersten Toten. Ich habe ein Praktikum in einem Seniorenheim absolviert und wurde von einer Schwester angesprochen. Sie hat mir erzählt, das eine Frau an Altersschwäche in der Nacht verstorben war. Die Nachtschwester hatte sie schon gewaschen und angezogen. Die Schwester fragte mich, ob ich schonmal eine Leiche gesehen habe und ob ich mit ihr gemeinsam zu der verstorbenen Frau gehen möchte. Ich weiß noch das ich wahnsinnig aufgeregt war. Im Nachhinein weiß ich, dass ich großes Glück hatte, der Leichnam war sehr friedlich und die Atmosphäre war entspannt. Mit meinen heutigen Erfahrungen ist mir klar, dass diese Schwester mir da einen ganz saften Einstieg in das Thema: Tod, Trauer, Ableben ermöglicht hat. Damals hab ich das natürlich noch nicht gesehen, da ich von dem Erlebnis viel zu mitgenommen war. 

Die besagte Schwester meinte damals: "Es kann sein das Fr. XX dich im Traum heute Nacht besuchen wird." Ich dachte damals sie will mich auf den Arm nehmen und war etwas irritiert was das jetzt für eine Art von Humor ist. Habe es aber so stehen gelassen.

Womit ich nicht gerechnet habe ist, die Frau hat mich wirklich in der Nacht im Traum besucht.  Obwohl ich nie im Leben mit ihr ein Wort gewechselt hatte. Sie schaute durch mein damaliges Kinderzimmerfenster und ich ging mit ihr schweigend die Straße entlang. Ich habe den Traum nie als bedrohlich empfunden und denke noch oft daran. In meinem Berufsleben fand ich dann heraus das es ein weitverbreiteter Mythos ist das einen die erste Leiche die man im Leben sieht im Traum besuchen kommt. 

 

Mit dem zweiten Mythos bin ich in meiner Ausbildung in Berührung gekommen. Er besagt, dass wenn ein Mensch geht, er noch 2 weitere in den darauffolgenden 24 Std. mitnimmt. Mein Ausbilder hat mir damals versichert, dass da was dran ist. Ich habe es tatsächlich in meiner Zeit als Schwester erst einmal erlebt. Aber... ich habe es erlebt.

 

Mythos Nummer drei besagt, dass in der Winterzeit die meisten Menschen um Weihnachten rum sterben. Ein sehr religiöser Mythos. Ob wahr oder nicht, für alle Christen bestimmt ein sehr beruhigender Gedanke.

 

Nun das wird wahrscheinlich nichts für nicht beruflich Pflegende sein, denn in dem fünften Mythos erzählt  man sich, dass bei Vollmond die Menschen vermehrt einnässen und sehr unruhig schlafen. Nach gut 2 Jahren Dauernachtwache kann ich dies nur zur Hälfte unterschreiben. Es gab solche Vollmondnächte ja, aber das es jede Vollmondnacht so war? Nein.

 

Mein letzter Mythos ist schön und traurig zugleich und bestimmt hat ihn schon fast jeder schonmal gehört. Man glaubt, dass zwei Seelen die verwand und so fest miteinander verbunden sind, nicht ohne die andere weiter leben können. Das heißt der Partner auch ohne ersichtliche Ursachen stirbt ein paar Tage nach dem Ableben seines Gegenstücks ebenfalls. Ich selbst habe es ein paar mal erlebt und glaube an dieses Mythos. (Atur erinnert mich in den Kommentaren an das "Broken-Heart-Syndrome", ein Syndrom bei dem die Patienten einen plötzlichen Funktionsverlust des Herzens erleiden, die Symtome ähneln hier einem Herzinfarkt)

 

Übrigens: Wenn ein Mensch in einer stationären Einrichtungen also Pflegeheim, Krankenhaus verstirbt werden die Schwestern und Pfleger immer die Fenster öffnen, aus folgendem Grund: Es hält sich standhaft der Glaube, das so die Seele des Menschen die Möglichkeit hat nach draußen zu kommen. Das war tatsächlich mit eins der ersten Dinge die ich in der Ausbildung lernte und auch immer so weiterführen und an meine Schüler weitergeben werde, da ich den Gedanken einfach sehr schön finde. 

Der Tod ist und bleibt ein Mysterium, ich habe sehr schöne Erinnerungen an die Begleitung dieses Ereignisses und auch schreckliche. Ich habe Menschen gesehen die ruhig und Menschen die gequält aussahen und doch bin ich froh das ich bei diesen Menschen war und sie nicht alleine sein mussten. In Zukunft werde ich bestimmt auch über das Thema Tod und die Begleitung von Sterbenden schreiben. 

 

Ich hoffe der erste Beitrag war interessant und ich freue mich natürlich über den ein oder anderen Kommentar. Vielleicht hat jemand auch schon solche Erfahrungen gemacht oder kennt weitere Mythen, gerne her damit! Ich bitte bei dem Thema um einen respektvollen Umgang.

 

Happy Halloween 🎃

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Kommentare

Jana
Vor 6 Monate

Total angenehm zu lesen,
Spannend und lehrreich zu gleich. Ich bin vollauf begeistert und freue mich jetzt schon riesig auf den nächsten Beitrag ❤️

Artur
Vor 6 Monate

Hey Judith!

Ich glaube, wenn jemandem der erste Tote NICHT beschäftigt (und beispielsweise im Traum begegnet), dann würd ich mir Sorgen machen.
Ist mir auch so gegangen, ich kann mich gut 20 Jahre später noch gut erinnern.

Was den Weihnachts-Maythos und auch die verbundenen Herzen betrifft:
Schau mal nach Takotsubo (oder Tako-Tsubo), auch „Broken Heart Syndrom“, da ist definitiv was dran.

Freue mich auf weitere Posts!
Bleib gesund und hab ein schönes Halloween

Heinz-Peter
Vor 6 Monate

Sehr gut aufgebaut und informativ.
Weiter so.👍

Jasmin
Vor 6 Monate

Das hast du sehr schön geschrieben. Ich bin sehr gespannt auf weitere Posts.

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