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Gesundheitssystem und Basics in der Pflege

Veröffentlicht am 7. November 2023 um 18:00

Aller Anfang ist schwer.. auch wenn dieses Thema sehr trocken ist, finde ich das Hintergrundwissen und manche Basics einfach wichtig zu wissen sind.

Leider bin ich persönlich erst sehr spät in meiner beruflichen Laufbahn, nämlich in meiner Weiterbildung als Pflegeberaterin nach §7a damit in Berührung gekommen.

Von den Schülern weiß ich aber, dass heutzutage dieses Thema zum Glück schon in der neuen generalisierten Ausbildung (d.h. Kranken- Alten- und Kinderkrankenpflege zusammen) für jede Pflegefachfrau oder jeden Pflegefachmann im Lehrplan fest eingetragen ist. 

221213_BMG_Infografik_Gesundheitssystem_382x520_barrierefrei.pdf Hier als Überblick wie detailliert das System eigentlich ist und wie viele Menschen darin arbeiten und welche Möglichkeiten es bietet.

Im Folgenden, werde ich die, wie ich finde wichtigsten "Prinzipen, Formen und Leistungen" darstellen. Bitte beachtet, dieser von mir dargestellte Überblick ist nicht vollständig. Wegen des Umfangs kann ich die einzelnen Themen nur ankratzen, aber ich denke es reicht aus, um ein Grundwissen zu erlangen und manche Hintergründe zu verstehen:

 

Unser Gesundheitssystem:

Die vier Grundprinzipien:

Die Versicherungspflicht                                           

Alle Bürger müssen in der GKV (gesetzlichen Krankenkasse) versichert sein bis zur „Pflichtgrenze“, ab da besteht die Möglichkeit der PKV (Privaten Krankenversicherung)

Die Beitragsfinanzierung

Durch Bürger sowie Arbeitgeber + Zuschüsse aus Steuermitteln

Das Solidaritätsprinzip

Alle Versicherten tragen das gleiche Kostenrisiko und alle haben den gleichen Anspruch auf medizinische Versorgung, Lohnfortzahlung bei Erkrankung

Das Selbstverwaltungsprinzip

Der Staat legt die Rahmenbedingungen fest, genauere Regelungen werden durch Ärztekammer, Pflegekammer usw. wahrgenommen

Leistungen im Gesundheitssystem:

  • Ärztl.-, Zahnärztl.-, Physiotherapeutische Behandlung
  • Versorgung mit: Arzei-, Verbands-, Hilfs-, und Heilmittel
  • Häusliche Krankenpflege
  • Krankenhausbehandlungen
  • Medizinische Rehabilitation

 

Die Sozialversicherung:

Die 5-Säulen der Sozialversicherung:                             

Krankenversicherung 1883                                       Finanzierung: Arbeitnehmer und Arbeitgeber

Unfallversicherung 1884                                            Finanzierung: Arbeitgeber (Umlageverfahren)

Rentenversicherung 1889                                          Finanzierung: Arbeitnehmer und Arbeitgeber, Bundeszuschuss

Arbeitslosenversicherung 1927                                Finanzierung: Arbeitnehmer und Arbeitgeber

und die Pflegeversicherung 1995                            Finanzierung: Arbeitnehmer und Arbeitgeber

Zwei grundgrundlegende Versorgungsformen:

  1. Die ambulante Versorgung

Durch: Niedergelassene Ärzte, Pflegedienste, Physiotherapeuten, nicht ärztliche Heilberufe (z.B. Logopäden, Hebammen, Heilpraktiker, Podologen, Bademeister usw.)

Um die Versorgung der gesetzlich Versicherten mit der Krankenkasse abrechnen zu können, müssen die entsprechenden Ärzte usw. eine Kassenzulassung vorweisen können.

  1. Die stationäre Versorgung

Durch: Krankenhäuser, Seniorenpflegeeinrichtungen, REHA-Kliniken

Träger sind hier meist Organisationen oder Kirchen. Unterschiedliche Spezialisierungen sind meistens gegeben.

Wichtige Sozialgesetzbücher (SGB) die für die Pflege und Medizin relevant sind:

SGB V: Gesetzliche Krankenversicherung, § 5 Versicherungspflicht:

Grund- und Behandungs- und Unterstützungspflege, Hauswirtschaftliche Versorgung

SGB XI: Leistungen der Pflegeversicherung:

DBfK_Leistungen-PV_2024_A4.pdf  Diese Übersicht händige ich auch meinen Klienten im Beratungsgespräch aus. Wenn ihr jemanden kennt, der Pflegebedürftig ist oder selbst betroffen seid, hier bekommt ihr einen wunderbaren Überblick was euch in eurer Situation zusteht (Die Übersicht ist schon für 2024 und damit schon an die kommenden Erhöhungen angepasst). In diesem Bereich der Leistungen werden noch Beiträge folgen, die hier einfach den kompletten Rahmen sprengen würden.

Funfact: Die Pflegekassen sind zwar in den Krankenkassen ansässig, gelten aber trotzdem als eigenständige Körperschaft!

Krankenkasse (GKV):

Wichtig zu wissen ist auch, wie man eine Krankenkasse definiert. Ich durfte leider oft die traurige Erfahrung machen, dass viele Menschen gar nicht wissen was eine Krankenkasse überhaupt ist und weshalb sie "so oder so" in gewissen Situationen entscheidet. Bei einer Krankenkasse arbeiten keine Unmenschen und sie ist auch nicht darauf ausgerichtet jemandem etwas Schlechtes zu wollen. Hier werden hohe Geldsummen verwaltet (unsere Gelder) und es ist richtig und wichtig genau hinzuschauen. Leider ist das System zum Teil so ausgenutzt worden das eine regelrechte „Juristerei“ im Antragsverfahren entstanden ist. Wenn jemand an einem Punkt nicht weiterkommt oder Hilfe braucht bitte ich euch eine Pflegeberatung eurer Wahl zu kontaktieren.

Eine Krankenkasse ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und ein Teil des Gesundheits- und Sozialversicherungssystems in Deutschland.

Sie handelt nach einem Wirtschaftlichkeitsgebot (§ 12 SGB V und § 29 SGB XI) d.h. alle Entscheidungen die getroffen werden, dürfen das Maß des Notwendigen nicht überschreiten. Dazu wurde sie gesetzlich verpflichtet.

Sie selbst entscheidet als Leistungs- Kostenträger über die Bewilligung und Ablehnung von Anträgen, Leistungserbringer (Ätzte, Krankenhäuser etc.) führen die Behandlungen und Versorgungen in ihrem Auftrag aus damit der Leistungsbezieher (Patient) die bestmögliche Versorgung erhält.

In § 1 SGB V ist die GKV aber auch dazu verpflichtet worden, die Gesund ihrer Versicherten zu erhalten, wiederherzustellen oder zu verbessern.

Jetzt geht es weiter mit Teil Zwei, etwas nicht so trockenem und vor allem hilfreichem für Schüler:

Die Basics!

Fachchinesisch, nein danke!

Für alle die fachfremd sind oder noch lernen, möchte ich hier gerne ein wenig Ordnung im Medizindschungel schaffen und Begriffe erklären, die des Öfteren genutzt werden. Falls jemandem noch mehr komplizierte Begrifflichkeiten in diesen Bereichen einfallen, freue ich mich natürlich wahnsinnig, wenn ihr sie mir in den Kommentaren hinterlasst, um es zu komplementieren.

Behandlungspflege – Umfasst alle Leistungen die die medizinische Versorgung betreffen, z.B. Wundversorgung, Medikamentengabe, Blutdruck- und Blutzuckermessung, Verbände

Entlastungbetrag – Ein festgelegter Betrag (z.Zt. 125€ der nicht ausgezahlt wird aber von zugelassenen Diensten (z.B. einem Entlasstungsunternehmen) mit der Kasse abgerechnet werden kann, d.h. man sucht sich einen zugelassenen Dienst (Auskunft bei der KK) der evtl. putzt oder einkauft und dieser Dienst verrechnet das Geld mit der Kasse

Krankheiten mit Hypo und Hyper: Hypo = Niedig, Hyper = Hoch z.B: Hypogylkämie = Niedriger Blutzuckerspiegel, Hypertonie = Bluthochdruck

Krankheiten die mit „-pathie“ enden: Pathie = Leiden, Schmerz z.B: Neuropathie = Sammelbegriff für Erkrankungen des peripheren Nervensystems, Angiopathie = Sammelbegriff für Gefäßerkrankungen

Krankheiten die mit „-itis“ enden: Betreffen Entzündungen z.B. Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung), Meningitis (Hirnhautentzündung), Bronchitis (Schleimhautentzündung)

 

Schlüsselmomente und etwas, womit ich mich viel beschäftigt habe, ist etwas, was jede Pflegefachkraft schon zu Beginn der Ausbildung lernt nämlich wichtige Ansätze und Theorien.

 

Salutogenese & Pathogenese

Während sich die Salutogenese damit beschäftigt, wie man die Gesundheit erhält und fördert, bezieht sich die Pathogenese auf die Entstehung und Bekämpfung von Krankheit.

Beide Ansätze könnten unterschiedlicher nicht sein und wie schwarz und weiß stehen sie da.  Die heutige Medizin richtet sich nach Jahrzehnten des Rahmenkonzepts der reinen Pathogenese eher der Salutogenese zu. Rau-SalutogeneseAntonovsky.pdf Hier ist eine einfache Erklärung zum Salutogenese Modell von Aaron Antonovsky. 

 

Eine weitere wichtige Persönlichkeit im Gesundheitswesen die zu den absoluten Basics gehört ist: Paul Watzlawick. Seine Kommunikationstherorie bezieht sich auf 5 Axiome:

  1. Man kann nicht, nicht kommunizieren
  2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt
  3. Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung
  4. Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten
  5. Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär

 

Die wohl wichtigste Persönlichkeit für die Pflege ist Florence Nightingale die als Begründerin der modernen westlichen Krankenpflege und Reformerin des Sanitätsdienst gilt. Während des Krimkrieges hat sie eine Gruppe von Pflegerinnen geleitet die verwundete Soldaten behandelt haben. Sie vertrat die Ansicht das es zum ärztliches Wissen ein eigenständiges pflegerisches Wissen geben sollte. Nachts in ihren Kontrollgängen besuchte sie ihre Patienten mit einer Lampe in der Hand und ging deshalb in der britischen Folklore als "Lady with the Lamp" ein.

 

Weg von den Persönlichkeiten und hin zu etwas praktischem: Eine besondere Übung in Bezug auf die Arbeit mit Menschen ist mir ganz besonders in Erinnerung geblieben. Ich muss Anfang des zweiten Lehrjahrs gewesen sein und eine Bewohnerin in meiner Ausbildungseinrichtung zeigte ein besonderes Aufmerksamkeitsbedürfnis. Im Psychologieunterricht nahmen wir grade zufälliger Weiße zeitgleich die Reize der Umwelt durch.

Hier die Übung, die uns der Psychologe an die Hand gab und die ihr auch zuhause ganz einfach selbst ausprobieren könnt:

Nehmt euch ein leeres Blatt Papier und eine Stoppuhr an die Hand, dann schaut 5 min. lang einfach auf das leere Blatt was ihr euch quer und nah vor die Augen haltet.

Was ist passiert?...

 

Achtung, hier kommt die Auflösung:

Bereits nach ein - zwei Minuten wurden die ersten Schüler unruhig und schauten an dem Blatt vorbei. Der Zustand auf dieses weiße Blatt zu gucken ist schwieriger auszuhalten als man denkt.

„Das Gehirn sucht sich Reize!“

Grade bei Schwerstpflegen die z.B. im Wachkoma liegen oder Menschen, die ein erhöhtes Aufmerksamkeitsbedürfnis durch unterschiedliche Weisen wie z.B. Möbel umstellen, grundloses Klingeln, Provokationen zeigen lohnt es sich in jedem Fall unterschiedliche Reize anzubieten. Für Bettlägerige bieten sich Beamer für die Decke oder Wand an die zum Teil sogar durch die Kasse finanziert werden können, auch Fühlbretter oder das Vorlesen eines einfachen Buches werden hier dankend angenommen. Für mobile Patienten bietet sich ein Beschäftigungsangebot an bei dem das Gehirn gefordert wird also nichts passives, wie Filme gucken, sondern Aufgaben erledigen.

Angebote, die meiner Erfahrung nach gerne angenommen werden, sind zum Beispiel:

  • Wäsche falten (Besonders für die älteren Generationen geeignet, für viele Frauen hat dieses Angebot eine familiäre und damit beruhigende Wirkung, klappt sogar noch mit Menschen, die sich im hohen Stadium der Demenz befinden)
  • Backen mit anschließendem gestalten
  • Fingernägel lackieren
  • Lieder singen (für zwischendurch, ggf. auch saisonal)

 

Wichtige Eselsbrücken:

Im Notfall:

Schlaganfall: F-A-S-T

  • F = Face, Betroffenen lächeln lassen um zu schauen ob eine Lähmung an einer Seite auftritt
  • A = Arms, Können beide Arme gleichermaßen gehoben werden?
  • S = Speech, Klare und deutliche Sprache?
  • T = Time, bei Verdacht jede Minute zählen

Anamnese: SAMPLER

  • S = Symptome
  • A = Allergien
  • M = Medikamente
  • P = Patientengeschichte
  • L = Letzte Mahlzeit
  • E = Ereignis
  • R = Riskofaktoren

 

Medizin:

Reizleitung Herz:

Schwester                Sinusknoten

Anna verteilt            AV-Knoten

hektisch                   His-Bündel

tolle                            Tawaraschenkel

Pillen                          Purkinjefasern

 

Leberflecken: ABCDE

  • A = Asymmetrische Form?
  • B = Begrenzung?
  • C = Colour? Unregelmäßigkeiten?
  • D = Durchmesser mehr als 5mm?
  • E = Entwicklung? Schnell oder langsam?

 

Die Zellen des Magens:

Der Hauptmann trinkt Pepsi, die Nebensitzer schleimen, Die Belegschaft ist sauer und produziert Intrinsic Factor

Hauptzellen: bilden Pepsinogen

Nebenzellen: bilden Schleim

Belegzellen: Salzsäurebildung

Anzahl der Wirbelkörper:

Frühstück um 7 Uhr, Mittagessen um 12 Uhr, Abendessen um 5 Uhr

7 Halswirbel HWS, 12 Brustwirbel BWS, 5 Lendenwirbel LWS

 

Hirnnerven:

Onkel Otto orgelt tag-täglich, aber freitags vergackeiern (sie) gern viele alte Hebammen.

Olfactorius (Riechnerv)

Opticus (Sehnerv)

Oculomotorius (Augenmotorik)

Trochlearis (Augenmotorik)

Trigeminus (Dreigeteilter Nerv)

Abducens (Augenmotorik)

Facialis (Gesichtsnerv)

Vestibulocochlearis (Gehör- und Gleichgewichtsnerv)

Glossopharyngeus (Geschmacksnerv, Zunge)

Vagus (Erholung, Ruhe, Verdauung)

Accessorius (Motorik)

Hypoglossus (Zungenschlundnerv)

 

 

Ich hoffe ich konnte hier eine übersichtliche Sammlung der wichtigsten Hintergründe und Basics zusammenstellen. Über Feedback/ Anregungen und Ideen/ Vorschläge freue ich mich natürlich sehr. Bei Fragen könnt ihr mich gerne jederzeit anschreiben.

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