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Kommunikation

Veröffentlicht am 14. November 2023 um 18:00

Ein Thema das wirklich jeden Menschen auf dieser Welt betrifft.

Denn wie Paul Watzlawick schon sagte: Man kann nicht nicht kommunizieren. Was heißt das? Selbst durch die einfachste Körpersprache z.B. Achselzucken, Augenrollen oder Reaktionen unseres Körpers wie Schwitzen oder erröten senden wir unserem Gegenüber Signale aus. Wie unser Gegenüber diese Siganle dann aufnimmt ist Situationsgebunden.

In diesem Beitrag werde ich ich auf das Vierseitenmodell von Schulz von Thun eingehen und hier und da, wie die letzten Male auch, meine persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen einfließen lassen. 

 

Vier-Seiten-Modell von Schulz von Thun:

Ich finde, dass Bild an sich ist schon sehr aussagekräftig. Es gibt eine Äußerung die aber vier Nachrichten in sich, dem Gegenüber vermittelt. Das Gegenüber nimmt diese eine Äußerung mit "4 Ohren" also Nachrichten auf. Hier ist ein Praxisbeispiel:

Eine Frau und ihr Mann sitzen im Auto und stehen an einer roten Ampel. 

Die Frau äußert: "Die Ampel ist grün." (Äußerung)

Was passiert: Die Frau als Senderin gibt ihrem Mann mit der Äußerung unbewusst 4 Nachrichten preis.

  • Die Sachinformation: Wir können fahren.
  • Die Selbstkundgabe: Ich habe es eilig.
  • Der Beziehungshinweis: Du bist nicht aufmerksam, ich muss dich darauf hinweisen.
  • Der Appell: Fahr los.

Allerdings nimmt ihr Mann die Nachricht mit seinen "vier Ohren" anders auf.

  • Die Sachinformation: Wir können fahren.
  • Die Selbstkundgabe: Du bist zu langsam.
  • Der Beziehungshinweis: Du kannst kein Auto fahren.
  • Der Appell: Das nächste Mal fahre ich.

Natürlich kommt es immer ganz stark auf das Verhältnis und die Qualität der Unterhaltung an. Das bestimmt dann auch wie die weitere Kommunikation abläuft. Grade bei immer wiederkehrenden Streitigkeiten kann ich nur empfehlen mit einem Blatt und einem aufgemalten Vier-Seiten-Modell das betreffende Thema auseinanderzunehmen. Oftmals können hier einfache Missverständnisse aufgeklärt werden, weil beim Gegenüber einfach was anderes ankam als das, was ausgesendet werden sollte.

Kommunikation in schwierigen Situationen:

Grade in der Pflege ist Gewalt leider ein riesiges Thema mit dem ich in meinem jetzigen Beruf als Pflegeberaterin noch viel mehr als vorher schon durch den engeren Kontakt zu den Angehörigen vertraut bin. Die Überforderungen treten an vielen Stellen auf, sei es durch Missverständnisse, Unwissenheit oder einfach die völlige Überreizung. Hier gibt es einfache Methoden, die eine mögliche Eskalation vermeiden.

Der erste Schritt, um eine Situation deeskalieren zu können, ist zunächst erstmal die Eskalation bewusst wahrzunehmen. Das ist in der Situation der schwierigste Teil. Zum Glück kann man das Erkennen trainieren. Üben kann man dies nämlich mit einem einfachen Trick. Versucht wenn euch etwas juckt, das Jucken bewusst wahrzunehmen, BEVOR ihr die Stelle kratzt. Ihr werdet feststellen, dass das gar nicht so einfach ist, mit der Zeit aber immer besser klappen wird. 

Wenn man eine Situation dann als eskalierend im entsprechenden Moment einstufen kann, geht es weiter damit, auf das Geschehen zu reagieren. In solchen Lagen sollte unbedingt die Situation verlassen werden. Es ist ok sauer zu sein oder verletzt. Das darf dann auch gefühlt werden. Geht raus, macht die Tür zu und lasst euren Gefühlen dann erst freien Lauf. Wie, dass muss jeder selbst wissen und raus finden was einem persönlich guttut. Teller schmeißen, auf ein Kissen hauen, schreien usw. sind beispielhafte Möglichkeiten.

Konnten die Gefühle dann bewusst erlebt werden, sollte man zur Ruhe kommen. Ganz besonders helfen Atemtechniken, manche bevorzugen auch Musik hören oder es hilft ihnen zu meditieren. 

Erst wenn alles durchlebt ist, sollte man sich Gedanken machen, was da grade passiert ist und man hat die Möglichkeit sich nochmal zu informieren und... dann erst das Gespräch zu suchen.

Manchmal hilft es auch, sich alles von der Seele zu reden. Bleibt nicht allein. Es kann alles unter Umständen so festgefahren sein, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Vielleicht hat jemand drittes einen guten Lösungsvorschlag. 

Wichtig:

Nobody is perfect! Ihr habt die Kontrolle verloren und etwas getan oder gesagt, was ihr nicht hättet tun/sagen dürfen? Arbeitet das Geschehene auf, befreit euch von eurer Schuld, entschuldigt euch und sucht das Gespräch mit dem Betroffenen und sucht euch Hilfe. Schweigen hilft in dieser Situation nicht. Scham ist ein sehr starkes, brutales und vor allem gefährliches Gefühl. Wird das Geschehene nicht aufgearbeitet und die Situation nicht verändert, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch als Wiederholungstäter zu enden.

Kommunikation bei bestimmten Krankheiten/Altersgruppen:

Die meisten psychisch/neurologischen Krankheiten sowie unterschiedliches Alter bringen bestimmte Stimmformen mit sich. Etwas, worüber wie ich sehr bedauere, viel, viel, viel zu wenig informiert wird. Ich kann z.B. mit einem demenziell erkranken Menschen nicht in der gleichen Geschwindigkeit sprechen, mit Kindern spreche ich in einer höheren Frequenz, mit Menschen, die unter Angststörungen leiden spreche ich leise.

Tipp: Manchmal ist es auch gut einfach mal (auf gut deutsch gesagt) die Klappe zu halten und einfach nur da zu sein. Der Zustand ist für die Angehörigen oft schwer zu ertragen aber für die Patienten unter Umständen eine Wohltat.

Das hört sich alles selbstverständlich an, leider ist es das nicht, weil der Mensch an sich ungerne aus seiner Komfortzone kommt. Man möchte sich nicht "doof" vorkommen oder vergisst es schlichtweg, weil unsere normale Stimmfarbe, Lautstärke oder Frequenz für uns unterbewusst reguliert wird. 

Das heißt natürlich nicht, dass man immer, wenn man mit seinen Kindern spricht piepsen soll oder wenn man seine Oma besucht die dement ist, alles in 2-Facher Verlangsamung erzählen muss, aber in gewissen Situationen ist es durchaus wichtig aus seiner Komfortzone zu kommen und aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen, dass es von Erkrankten sehr dankend angenommen wird. Man geht sich einen Schritt entgegen und manchmal kommen doch sehr interessante, gefühlvolle Momente zu stande. Auch ein Anblick oder eine Berührung kann Wärme geben.

Sprachbarriere/ Interkulturelle Pflege:

Zuerst das Wichtigste zu diesem Überpunkt überhaupt: Zeit!

Wenn ich mit jemandem in Kontakt treten möchte, der eine andere Sprache spricht oder eine Behinderung oder Erkrankung hat, die, die Sprache einschränkt, benötige ich Zeit. Ich muss mich im Vorfeld über das Herkunftsland oder die Erkrankung/Behinderung informieren und dann muss ich Lösungswege entwickeln, um in Kontakt treten zu können.

Mögliche Hilfen können sein:

  • Google Übersetzer
  • Dolmetscher 
  • Angehörige
  • Kontaktstellen
  • Vergangenheitsarbeit
  • Hilfsmittel wie: Sprachcomputer, Lichtsysteme, Hörgeräte, Brillen oder ganz einfach ein Stift und Papier

Keine Angst vor dem Kontakt und möglichen "Fehlern". Solange man freundlich und respektvoll ist, kann man nichts falsch machen. Gewisse Grundsätze sollte man jedoch beachten:

  • Nicht schreien (Nur weil jemand eine andere Sprache spricht oder aufgrund einer Erkrankung sich selbst nicht mehr richtig äußern kann, ist diese Person nicht taub)
  • Keine Pantomime (Kein Mensch möchte "betanzt" werden, dass wirkt abwertend)
  • Keine Wiederholungen (Wenn etwas beim ersten Mal nicht verstanden wird, ist es zwecklos das gleiche noch fünf Mal zu wiederholen, man schafft so eine angespannte Stimmung das Gegenüber fühlt sich nicht ernst genommen/ unter Druck gesetzt)

Manchmal versetzt es Berge, wenn man sich ein Herz fasst und über seinen Schatten springt. Niemand möchte allein sein oder einen extra Status haben, auch kleine Gesten können viel ausmachen.

Kleiner Tipp: Gebärdensprache ist sehr interessant und ich kann es jedem ans Herz legen ein paar Gebärden zu erlernen. ⬇️

https://gebaerdenlernen.de/index.php?article_id=72

 

Ich hoffe mein kleiner Einblick in das Thema Kommunikation war informativ und hilfreich. Über Fragen, Erfahrungen und Anregungen freue ich mich natürlich sehr. 

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